Hinter den Lichtern…

Meer aus Licht

Die Straße, in der ich wohne, ist eine kleine Lokalattraktion. Irgendwann fing irgendwer damit an, beim vorweihnachtlichen Dekorieren ein wenig mehr zu machen: eine weitere Lichterkette hier, ein zusätzliches Nikolausfigürchen dort. Im Jahr darauf machten weitere Nachbarn mit und schnell wurde ein Wetteifern daraus. Heute ist die Straße im Dezember das reinste Lichtermeer. Es funkelt, es glitzert, es leuchtet – „mehr Lametta“ geht nicht. Spricht man die Nachbarn auf Ihre Stromrechnung für den Dezember an, so ertönt ein rheinländisches Gelächter, aber keine Antwort.

Von nah und fern kommen die Leute, um dieses Spektakel auf sich wirken zu lassen. Vor allem Familien mit Kindern schlendern die Häuser entlang, aber auch Taxifahrer und Ordnungshüter wissen, dass es hier etwas zu sehen gibt und schauen mal kurz vorbei. Irgendwann stellt sich dann auch die lokale Presse ein: ein Foto, ein kleiner Bericht und schon ist die Straße noch ein wenig bekannter. Alle Jahre wieder gibt sich sogar das WDR-Fernsehen die Ehre. „Dieses Jahr nicht“, sagte mir ein Nachbar. „Dafür aber hat ein Drohnenpilot ein Video ins Netz gestellt!“, ergänzt er nicht ohne Stolz.

Wenn die Lichter ausgehen…

In letzter Zeit fiel mir auf, dass mit einiger Regelmäßigkeit Blaulicht in unserer Straße zu sehen ist, manchmal erst spät am Abend, wenn alle Außenlichter bereits verloschen sind. Rettungswagen und Notarzt sind dann vor Ort, weil hier eine ältere Dame über Atemnot oder dort ein älterer Herr gestürzt ist, wieder woanders leidet jemand unter einem schweren Coronaverlauf. Es hat sogar einige Todesfälle gegeben.

Was im einen Haus Krankheit und Tod sind, ist hinter der nächsten Tür Zank und Streit. Mit dem Nachbarn hat man sich zerstritten. Jahre ist das her; heute weiß keiner mehr, worum es eigentlich ging. Andere sind mit der eigenen Sippe im Knatsch und leiden darunter.

Die Lichter strahlen so viel Gemütlichkeit und Heimeligkeit aus, so viel Frieden und Freude. Kinderaugen leuchten, während die Backen voller Schokolade sind. Erwachsene fühlen sich zurückversetzt in die Zeit, als die Welt noch in Ordnung war. Wie leicht wir uns doch täuschen lassen! Hinter den Lichtern wälzen wir Probleme, haben schlaflose Nächte, ärgern uns über dies und jenes, leben in derselben Angst und Unsicherheit wie alle anderen auch. Unsere Fassade verspricht viel und hält wenig. Unser Friede steht auf wackligen Füßen. Ein Stromausfall und die Straße verliert all ihren Reiz.

Mehr als Licht

Weihnachten erinnert an das Licht, das jeden Stromausfall überdauert, ein Licht, das im Leben jedes Menschen auch von Januar bis November leuchten will, Wärme spenden will und echten Frieden schenkt: Jesus. Er sagt:

„Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ (Die Bibel, Johannesevangelium 12,46)

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